Es ist ein häufiges Phänomen, dass Krisen bereits nach wenigen Wochen aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwinden. Jüngstes Beispiel ist das Erdbeben in der Türkei und Syrien. Bereits jetzt, knapp drei Monate nach dem Beben, verliert das Thema deutlich an Aufmerksamkeit – unabhängig vom Ausmaß der Not vor Ort. Dies hat jedoch schwerwiegende Folgen für die betroffenen Menschen. Denn ohne Aufmerksamkeit kein Geld und somit auch weniger Hilfe.

Internationale Solidarität notwendig

„Der Krieg in der Ukraine hat deutlich gemacht, wie stark die Welt miteinander vernetzt und voneinander abhängig ist. Die globale Solidarität für die Menschen in der Ukraine ist groß und wichtig. Gleichzeitig gibt es im Schatten dieses Krieges weltweit weitere schwere Krisen, die internationale Solidarität benötigen“, appelliert Susanne Wesemann, Leiterin der Johanniter-Auslandshilfe.

So waren Ende 2022 weltweit fast 274 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, die meisten von ihnen leben in sogenannten vergessenen Krisen. Unbemerkt von der Öffentlichkeit engagieren sich zahlreiche humanitäre und entwicklungspolitische Organisationen für eine Verbesserung der Situation. Aber auch viele Selbstbetroffene setzen sich unermüdlich für ihre Gemeinden ein. Ihr Engagement gehört #InDenFokus.

Bangladesch: Yasin

Klimawandel, eine lähmende Wirtschaftskrise und eines der größten Geflüchtetencamps der Welt: Bangladesch hat mit drei schweren Krisen gleichzeitig zu kämpfen. „Es bedarf einer größeren internationalen Aufmerksamkeit und einer stärkeren Solidarität, um diese Probleme anzugehen“, appelliert Enamul Haque, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Bangladesch.

Deutsche Hilfsorganisationen wie Malteser International versorgen über lokale Partnerorganisationen die Menschen in den Camps und den aufnehmenden Gemeinden. „Damit die Menschen hinter den großen Zahlen der vergessenen Krisen wahrgenommen werden, ist es wichtig, Gesichter zu zeigen und die Geschichten der Menschen zu erzählen. So wie die Geschichte von Yasin, der in einer der Einrichtungen unserer lokalen Partner unterstützt wird“, so Cordula Wasser, Leiterin der Asienabteilung von Malteser International.

Yasin lebt seit 2017 mit seiner Familie in Cox’s Bazar, nachdem er durch die Vertreibungen in Myanmar seine Heimat verlassen musste. Im Camp ist er ehrenamtlich als Lehrer tätig und unterrichtet Englisch. Beigebracht hat er selbst sich die Sprache zum großen Teil über YouTube-Videos. Sein Traum wäre es, als Übersetzer oder Lehrer arbeiten zu können.

Libanon: Ahmad

Der Libanon erlebt eine der schlimmsten Wirtschafts- und Finanzkrisen mit verheerenden humanitären Folgen. „Die Preise für Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff sind sprunghaft angestiegen und mittlerweile für viele unerschwinglich geworden“, sagt Danila Zizi, Programmdirektorin von Handicap International.

„Menschen, die früher eine Arbeit hatten, sind jetzt arbeitslos. Die Regierung ist nicht in der Lage, die Krise zu bewältigen. Es gibt keine soziale Absicherung und viele Menschen leben in Armut.“ Ahmad ist einer von ihnen. Er hat seinen Job als Tischler verloren und kann sich die teuren Medikamente für seine chronische Krankheit nicht mehr leisten. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, sagt er.

Die Situation in Bangladesch und im Libanon ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den vielen Krisen, die weltweit stattfinden. Es ist wichtig, dass diese Krisen nicht in Vergessenheit geraten und dass den betroffenen Menschen ein Gesicht gegeben wird, um ihre Geschichten zu erzählen und internationale Solidarität zu fördern.

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