Politiker lockte Mann nach England, um Niere für kranke Tochter zu kaufen
Ein nigerianischer Politiker wurde zu fast zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil er einen Mann von Lagos nach London gelockt hatte, um ihm dort seine Niere abzukaufen. Der ehemalige Vize-Parlamentspräsident Ike Ekweremadu und seine Frau wurden wegen „Menschenhandels über internationale Grenzen hinweg“ verurteilt. Sie hatten einen jungen Straßenhändler aus Lagos unter einem Vorwand nach Großbritannien gelockt, um ihm dort seine Niere entnehmen zu lassen. Das Organ sollte für ihre kranke Tochter bestimmt sein. Das Ehepaar wurde bereits im März schuldig gesprochen und erhielt nun ihre Strafen.
Urteil nach dem „Modern Slavery Act“
Das Urteil wurde nach dem „Modern Slavery Act“ gefällt, und es handelt sich um das erste Mal, dass Angeklagte in Großbritannien nach diesem Gesetz rechtskräftig verurteilt wurden. Der Arzt der Familie, der als Mittelsmann für den versuchten Organraub diente, wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. Berichten zufolge soll der Mediziner im Juli 2021 selbst eine Niere von einem anderen Mann erhalten haben, der angeblich zuvor aus Nigeria nach Großbritannien geschmuggelt worden war.
Die Tat als „widerwärtiger Handel“
Richter Jeremy Johnson nannte die Tat einen „widerwärtigen Handel“, bei dem „die Armut, Not und Verzweiflung“ von verletzlichen Menschen ausgenutzt worden seien. Beim Organraub seien Menschen und ihre Körper nichts anderes als „Ware, die gekauft und verkauft werden kann“. Das sei im Endeffekt nichts anderes als „eine Form der Sklaverei“. Der Politiker war die „treibende Kraft“ hinter dem Komplott, weshalb sein Urteil deutlich härter ausfiel. Er muss mindestens zwei Drittel der Strafe hinter Gittern verbringen.
Der Versuch, einen unfreiwilligen Organspender zu gewinnen
Das Ehepaar hatte den 21-jährigen Straßenhändler aus Nigerias Millionenmetropole Lagos unter falschen Versprechen nach London gelockt. Der junge Mann wurde im Februar 2022 nach England geflogen, weil man ihm versichert hatte, dass dort ein Job auf ihn warte. Zwar hatte er medizinischen Untersuchungen in Lagos und London zugestimmt, jedoch im Irrglauben, dass diese im Zuge der Corona-Pandemie für ein britisches Visum erforderlich seien. Tatsächlich sollte er als unfreiwilliger Organspender für die 25-jährige Tochter des Ehepaars herhalten, wovon er jedoch erst vor Ort erfahren habe. Umgerechnet knapp 8000 Euro hatte man ihm für sein Organ angeboten. Nierenspenden sind im Vereinigten Königreich nicht illegal, aber jemanden dafür zu bezahlen, ist sehr wohl illegal. Der Mann weigerte sich und sagte: „Mein Körper steht nicht zum Verkauf“.