Ende von „Titel 42“ erwartet Ansturm von Migranten
Am Donnerstag um Mitternacht endet „Titel 42“, eine restriktive Regelung für Asylsuchende in den USA. Die Behörden rechnen mit einem gewaltigen Andrang von Migranten an der Grenze. Laut dem Nachrichtensender CNN schätzt die US-Regierung, dass sich mehr als 150.000 Migranten mit dem Ziel USA im Norden Mexikos aufhalten. Viele Verantwortliche entlang der 3100 Kilometer langen Grenze zwischen den USA und Mexiko rechnen mit einem Ansturm von Geflüchteten und Migranten.
Bürgermeister und Hilfsorganisationen besorgt
El Pasos Bürgermeister Oscar Leeser blickt den kommenden Tagen mit äußerst unguten Gefühlen entgegen. In der mexikanischen Nachbarstadt Ciudad Juárez sollen sich zwischen 8000 und 10.000 Migranten aufhalten, die in die USA gelangen wollen. Eine „Karawane“ mit weiteren Menschen auf dem Weg nach Ciudad Juárez könnte bald zu 12.000 bis 15.000 Neuankömmlingen führen. Auch Hilfsorganisationen sind besorgt. In El Paso schlafen viele Migranten, die einer Abschiebung entgangen sind, auf den Straßen und suchen unter Tüchern Schutz vor der Sonne. Kinder betteln um Geld. In der texanischen Grenzstadt Brownsville harren viele Menschen aus Zentralamerika und aus südamerikanischen Ländern wie Venezuela und Kolumbien auf den Straßen aus. Hier ist die Zahl der eintreffenden Menschen in den vergangenen zwei Wochen schon vor dem Auslaufen von Title 42 paradoxerweise angestiegen.
Ende von Title 42 als Beginn einer gelockerten Grenzpolitik?
Title 42 hatte seit März 2020 unter Verweis auf die Corona-Pandemie eine sofortige Abweisung von Asylsuchenden an der Grenze ermöglicht. Das Ende dieser unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump eingeführten Regelung dürften viele Menschen aus Süd- und Mittelamerika, die auf ein besseres Leben in den USA hoffen, als Beginn einer gelockerten Grenzpolitik interpretieren. Doch während für die einen das Ende von Title 42 eine gelockerte Grenzpolitik bedeutet, fürchten andere fortan ein härteres Durchgreifen der Behörden. Die Regierung von Präsident Joe Biden hat angekündigt, sie werde weiterhin strikt gegen illegale Grenzübertritte vorgehen und zur Rechenschaft ziehen.
Überforderung der US-Behörden
Schon jetzt sind die US-Behörden in Grenzstädten überfordert. Mayra Paredes von der Hilfsorganisation Team Brownsville sagt, bislang hätten sie und andere Helfer sich um rund 100 Migranten pro Tag gekümmert. Inzwischen seien es „jeden Tag zwischen 700 und 1000“ Menschen. „Wir hatten große Angst, weil es heißt, dass sie einen nach dem 11. Mai nicht mehr durchlassen“, sagt die 28-jährige Venezolanerin Dasling Sánchez, die nahe einer Tankstelle mit ihren zwei Kindern auf Kartons sitzt.