Auf dem diesjährigen Ärztetag in Essen diskutieren Mediziner und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach über Reformen im deutschen Gesundheitswesen. Vorab gibt es jedoch Kritik von Ärzte- und Patientenvertretern, die zahlreiche Mängel im Gesundheitssystem monieren.
Kritik an Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach
Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt, der zur Wiederwahl antritt, übt pauschale Kritik an den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er sieht keinen roten Faden bei den Reformen und bemängelt, dass vieles Stückwerk sei. Reinhardt wünscht sich außerdem die telefonische Krankschreibung zurück und fordert eine Gebühr für Patienten, die mehrere Ärzte aufsuchen.
Kritik an sinkender Bereitschaft zu Hausbesuchen
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert vor dem Ärztetag die sinkende Bereitschaft vieler Ärzte zu Hausbesuchen. Besonders alarmierend sei der Rückgang von mehr als 25 Prozent in den letzten zehn Jahren. Zudem finden fast 80 Prozent der Hausbesuche bei über 75-Jährigen statt, die oft vorerkrankt und immobil sind. Verbesserungen wünscht sich die Stiftung auch bei der Digitalisierung im Bereich der ärztlichen Versorgung.
Kritik an Medizinischen Versorgungszentren (MVZ)
Ein weiteres Thema, das viele Patienten beschäftigt, sind die sogenannten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), in denen angestellte Ärzte arbeiten und die oft privaten nichtärztlichen Kapitalgebern gehören. Kritiker werfen den MVZ eine schlechtere und renditeorientierte Versorgung der Patientinnen und Patienten vor. In einem offenen Brief wenden sich 188 Ärzte in MVZ gegen „die pauschalen Vorwürfe und implizierte Geringschätzung unserer Arbeit“.
Reformpläne und Gesundheitsbildung von Kindern
Während des viertägigen Treffens in Essen sollen Reformpläne für das Gesundheitswesen und eine bessere Gesundheitsbildung von Kindern zentrale Themen sein. Die 250 Delegierten wählen auch die Führung.