Die Nato hat als Reaktion auf gewaltsame Zusammenstöße im Kosovo beschlossen, die internationale Schutztruppe KFOR zu verstärken. Die Stationierung zusätzlicher Soldaten im Balkanland gilt als Vorsichtsmaßnahme, wie Nato-Kommandeur Stuart B. Munsch erklärte. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte die Angriffe „inakzeptabel“ und forderte ein Ende der Gewalt.
Verantwortlichkeiten und Maßnahmen
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic machte Pristinas „einseitige Entscheidungen“ für die Eskalation vom Montag verantwortlich. Die Entsendung weiterer Truppen ins Kosovo sei ein Schritt, „um sicherzustellen, dass die KFOR über die Fähigkeiten verfügt, die sie zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gemäß unseres UN-Sicherheitsratsmandats benötigt“, erklärte Munsch am operativen Hauptkommando der Allianz in Italien. Wie die Nato mitteilte, werden Reservekräfte der sogenannten Operational Reserve Force (ORF) für den westlichen Balkan entsandt, die innerhalb von sieben Tagen einsatzbereit seien.
Verurteilung der Gewalt
Stoltenberg verurteilte die Angriffe auf KFOR-Soldaten im Norden des Kosovo auf das Schärfste. Die Gewalt werfe das Kosovo und die ganze Region zurück und gefährde die Annäherung an die Nato. Er forderte die Regierungen in Pristina und Belgrad auf, konkrete Maßnahmen für eine Deeskalation zu ergreifen und auf Dialogangebote der EU einzugehen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell telefonierte mit Vucic und dem kosovarischen Regierungschef Albin Kurti und forderte eine „umgehende und bedingungslose“ Deeskalation.
Zusammenstöße und Demonstrationen
Am Dienstag versammelten sich vorübergehend wieder serbische Demonstranten vor der Stadtverwaltung in Zvecan im Norden des Kosovo. KFOR-Soldaten stellten eine Metallbarriere auf und hinderten hunderte Serben daran, in das Gebäude einzudringen. Bei Protesten am Montag in Zvecan hatten sich italienische und ungarische KFOR-Soldaten serbischen Demonstranten entgegengestellt, welche die Stadtverwaltung stürmen wollten. Die Soldaten wurden mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen angegriffen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Bei den Zusammenstößen wurden nach Angaben der jeweiligen Regierungen 19 ungarische und elf italienische Soldaten verletzt. Serbiens Präsident Vucic sprach von 52 verletzten Demonstranten. Die kosovarische Polizei nahm nach eigenen Angaben fünf Demonstranten fest.
Hintergrundinformationen
Das Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo jedoch nicht an. Die KFOR-Schutztruppe wurde im Jahr 1999 von der Nato nach dem Kosovo-Krieg eingesetzt, um die Sicherheit und Stabilität in der Region zu gewährleisten.