Das australische Abgeordnetenhaus hat mit großer Mehrheit für ein Referendum über eine Verfassungsänderung gestimmt, die der indigenen Bevölkerung eine Stimme im Parlament geben soll. Das Referendum mit dem Motto „Voice to Parliament“ soll den Ureinwohnern Australiens eine politische Stimme geben und ihnen bei Fragen zu Gesundheit, Bildung und Wohnen eine größere Rolle einräumen.
Hintergrund
Die Aborigines kämpfen seit langem für ihre Landrechte und wurden erst im Jahr 1967 überhaupt als Bürger anerkannt. Die geplante Verfassungsänderung sieht vor, dass ein Gremium indigener Australier die Regierung beraten soll, wenn es um Fragen zu den Ureinwohnern des Landes geht. Die Mitglieder sollen von Vertretern der Aborigines benannt werden und nicht von der Regierung.
Abstimmungsergebnis
121 Abgeordnete stimmten für das Referendum, während 25 konservative Politiker dagegen waren. Nach der Verkündung des Ergebnisses gab es großen Beifall im Parlament. Der australische Generalstaatsanwalt Mark Dreyfus sprach in sozialen Netzwerken von einem „fantastischen Ergebnis“.
Nächste Schritte
Ein Datum für das Referendum steht noch nicht fest, jedoch soll es voraussichtlich im Oktober oder November stattfinden. Vorher muss allerdings noch der Senat als zweite Parlamentskammer zustimmen. Premierminister Anthony Albanese hatte das „Voice Referendum“ nach seinem Wahlsieg im Mai 2022 vorangetrieben.
Hintergrundinformationen
Die indigene Bevölkerung in Australien wird von großen Teilen der weißen Mehrheit nach wie vor ausgegrenzt. Aborigines haben den roten Kontinent nach Angaben des Nationalmuseums schon vor 65.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der First Fleet (ersten Flotte) in Sydney Cove im Januar 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung des Kontinents wurden viele Jahrzehnte lang Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen. Die so genannte „gestohlene Generation“ musste in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen. Die Ureinwohner werden in der 1901 verabschiedeten Verfassung des Landes nicht erwähnt.