Schulen stehen oft wegen des Lehrermangels und der schlechten Unterrichtsqualität in den Schlagzeilen. Doch sie werden auch immer wieder zum Schauplatz von Gewalt. Neue Zahlen aus dem Ministerium schockieren: Die Kinder- und Jugendkriminalität an Schulen im Südwesten ist zuletzt sprunghaft angestiegen. Sexuelle Übergriffe, Schlägereien, Vandalismus, Drogenmissbrauch und Diebstahl sind an der Tagesordnung.

Steigende Fallzahlen

Die Fallzahlen am Tatort Schule sind im vergangenen Jahr um 51,3 Prozent auf 4187 angestiegen, wie das Innenministerium auf eine Anfrage der AfD berichtet. Das Ministerium erklärt den Anstieg damit, dass die Einschränkungen des Schulbetriebs in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 zu deutlich weniger Straftaten geführt hätten und dieser Zeitraum schwer vergleichbar sei. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 sei die Zahl der Fälle um 9,2 Prozent zurückgegangen.

Art der Straftaten

Erfasst wurden Fälle mit mindestens einem Tatverdächtigen unter 21 Jahren an privaten und öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der sogenannten Rohheitsdelikte wie Körperverletzungen und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Diese stiegen um 86,6 Prozent auf 1851 Fälle – der höchste Wert der letzten 12 Jahre. Auch im Vergleich zu 2019 gab es einen Anstieg um 8,8 Prozent.

Die Fallzahlen zu Sachbeschädigungen nahmen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 42,8 Prozent zu auf 427 Fälle, im Vergleich zu 2019 um 16,3 Prozent.

Gewalt gegen Lehrkräfte

Nach der Pandemie sind auch Lehrerinnen und Lehrer wieder deutlich häufiger zu Opfern von Gewalt geworden. Im vergangenen Jahr wurden 63 Straftaten registriert, bei denen Lehrkräfte als Opfer betroffen waren. Im Vorjahr waren es noch 30 Fälle, 2019 ebenfalls 63. Bei 40 der 63 Delikte handelte es sich um Körperverletzungen.

Kein Einsatz von Sicherheitsdiensten geplant

Trotz des Anstiegs der Kinder- und Jugendkriminalität plant Innenminister Thomas Strobl keinen Einsatz von Sicherheitsdiensten an Schulen. Er sieht eine solche Maßnahme als nicht zielführend an, da ein vertrauensvolles Miteinander und ein positives Umfeld für Schülerinnen und Schüler wichtig seien. Zudem würden damit möglicherweise Grundrechtseingriffe wie Taschenkontrollen oder Durchsuchungen von Schülerinnen und Schülern einhergehen, für die es keine rechtliche Grundlage gibt, erklärte Strobl.

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