Leitartikel von Theresa Martus
Der Urlaub endete auf Matratzenlagern in Turnhallen oder tagelang wartend am Flughafen. Das hatten wohl die wenigsten Reisenden erwartet, die in den vergangenen Tagen von Rhodos evakuiert wurden. Statt Erholung am Pool gab es Notfallunterkünfte und Sorgen um Familie, Freunde und Besitz bei den Einheimischen. Es galt, in aller Eile zu retten, was zu retten ist.
Die Unsicherheit und Angst, vor riesigen Bränden fliehen zu müssen, sollte niemand erleben müssen. Dank der Arbeit der griechischen Einsatzkräfte, dem Einsatz der Zivilbevölkerung und auch purem Glück haben die Brände in Griechenland bis jetzt noch nicht zahlreiche Menschenleben gekostet.
Die Katastrophe mag für jeden individuell überraschend sein, aber sie kommt nicht unerwartet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen seit Langem, dass der Mittelmeerraum zu den Regionen gehört, die am härtesten von der Klimakrise betroffen werden. Die aktuellen Brände sind der vorläufige Höhepunkt eines Sommers, in dem Südeuropa unter einer Hitze leidet, die immer wieder Rekorde bricht. Diese Temperaturen wären ohne den menschengemachten Klimawandel „nahezu unmöglich“ gewesen, wie eine Analyse der Forschungsgruppe World Weather Attribution zeigt.
Die Bilder aus Griechenland sind auch eine Vorschau auf die kommenden Jahre. Denn Hitze und Trockenheit, die Voraussetzungen für solche Brände, werden in Südeuropa zunehmen, wie der jüngste Bericht des Weltklimarats zeigt. Der Mittelmeerraum, der bisher Sehnsuchtsort für unbeschwerte Sommer war, ist im Begriff zu verschwinden.
Die Brände werfen auch ein grelles Licht auf die gesellschaftlichen und politischen Prioritäten der vergangenen Monate in Deutschland. Während einige den Besitz eines beheizten Pools als Ausdruck individueller Freiheit betrachten, wurden skurrile Debatten über die Grenzen der Zumutbarkeit beim Klimaschutz geführt. Die Krise selbst schafft jedoch Fakten.
Es wird niemandem verboten, den Urlaubsflug nach Sizilien oder Griechenland anzutreten. Aber was ist damit gewonnen, wenn hinter dem Rollfeld Hitze, Dürre und Feuer warten? Jedes neue Extremwetterereignis unterstreicht, dass die Auswahlmöglichkeiten nie „Veränderung vermeiden“ oder „Veränderung akzeptieren“ hießen. Es geht darum, Veränderung zu gestalten und die Zukunft zu retten.