Deutsche Weinbauern erwarten in diesem Jahr eine gute Ernte. Doch auch sie müssen sich – wie alle Winzer weltweit – auf den Klimawandel einstellen. Denn extreme Wetterbedingungen wie Frost, Hitzewellen und Starkregen haben bereits jetzt zerstörerische Auswirkungen auf den Weinbau. Die Branche steht unter Druck, sich anzupassen und in die Zukunft zu investieren. Denn mit steigenden Temperaturen reifen die Trauben schneller, der Alkoholgehalt steigt, Farbe und Aroma leiden und der Charakter des Weins kann sich verändern.

Anpassung an den Klimawandel

Weltweit sind Winzer aktiv und suchen nach Lösungen. Auch deutsche Weinbauern wappnen sich, indem sie vermehrt wärmeliebende Rebsorten anbauen, die bisher eher in südlichen Regionen vorkamen. So könnte Rheinhessen zum Beispiel das neue Roussillon-Langedoc werden. Der Klimawandel wird laut dem Weltklimarat die geografische Verteilung von Weinsorten durch wärmere Umgebungen, unvorhersehbare Niederschläge und Bodenerosion verändern. Dadurch könnten Weinprodukte an Wert verlieren und ganze Regionen in ihrer Existenz bedroht sein.

Deutscher Weinbau im Wandel

Laut dem Deutschen Weininstitut zählt der deutsche Weinbau derzeit noch zu den Gewinnern. Wie von Wissenschaftlern vorhergesagt, profitieren die Winzer am nördlichen Ende des Weltweinanbaus von den gestiegenen Durchschnittstemperaturen der letzten Jahre. Ein Grad Celsius mehr in 30 Jahren führt dazu, dass deutsche Weine höhere Reifegrade und eine bessere Qualität erreichen, vor allem die Rotweine. Doch die zunehmenden Wetterextreme bringen auch Risiken mit sich. Hagelschäden nehmen zu und Sonnenbrand an den Trauben kann zu Bittertönen im Rotwein führen. Der Riesling, der als „Cool-Climate“-Rebsorte gilt, leidet unter trockenen Sommern, die sein Wachstum verzögern. Die Niederschläge kommen oft zur falschen Zeit oder in zu großen Mengen. Dennoch behält der Riesling mit einer Rebfläche von 24.000 Hektar seinen Spitzenplatz in den deutschen Weinbergen.

Neue Richtungen der Anpassung

Die Winzer gehen jedoch neue Wege der Anpassung und treffen strategische Entscheidungen. Da Reben eine lange Lebensdauer haben, dauert es fünf bis sechs Jahre, bis ein neuer Weinberg volle Erträge bringt, und bis zu 20 Jahre, bis er Gewinne abwirft. Deshalb setzen immer mehr Winzer auf robustere Rebsorten oder solche, die sich eigentlich 200 Kilometer weiter südlich wohlfühlen. Doch nicht nur Profis sind im Weinbau aktiv. Tausende Hobbyweinbauern keltern in ihrer Freizeit Trauben und produzieren dabei manchmal exquisite Tropfen, wie die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Die Rebfläche für Sauvignon Blanc-Trauben in Deutschland hat sich von 2012 bis 2022 um knapp 162 Prozent auf gut 1900 Hektar erhöht.

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