Vor allem Migrantinnen aus prekären Verhältnissen werden in der EU-Prostituierte
Wie unterschiedlich regeln das EU-Länder wie Schweden, Deutschland oder Polen bisher? Das Europaparlament fordert einheitliche Regeln für Prostitution in den EU-Staaten. Prostituierte sollen demnach besser geschützt werden und Zugang zu Ausstiegsprogrammen bekommen. Bisher sind die Regelungen in den EU-Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlichn, das begünstigt organisierte Kriminalität und den Menschenhandel mit Prostituierten, heißt es in dem Parlamentsbericht.
Rund 70 Prozent der Prostituierten in der EU sind dem Bericht zufolge Migrantinnen aus besonders prekären Verhältnissen
„Diese Menschen befinden sich nicht aus freiem Willen in der Prostitution, sondern aus purer Perspektiv- und Alternativlosigkeit“, sagte die zuständige Abgeordnete Maria Noichl von der SPD. Prostituierte würden an den Rand der Gesellschaft und teilweise in die Kriminalität gedrängt, heißt es in dem Bericht. Sie hätten deshalb häufig keinen Zugang zum Gesundheits- und Sozialversicherungssystem und zum Rechtssystem. Die Abgeordneten riefen insbesondere Polen dazu auf, Prostituierten den Zugang zu Verhütungsmitteln und sicheren Abtreibungen zu ermöglichen.
Das EU-Parlament folgt mit seiner Forderung den Ideen des sogenannten nordischen Modells
Wo gilt dieses Modell schon und wie gehen andere EU-Länder mit Prostitution um? Schweden führte 1999 als erstes Land das nordische Modell ein. Nach dem Modell werden nicht die Prostituierten bestraft, sondern die Käufer von sexuellen Diensten, also die Freier. So will man die Prostituierten davor schützen, noch weiter in prekäre Verhältnisse zu geraten. Ein wichtiger Punkt des Modells ist es, im ganzen Land Ausstiegshilfen einzuführen und Berufsschulungen anzubieten, sodass irgendwann keine finanzielle Abhängigkeit mehr von der Prostitution besteht. Außerdem sieht das nordische Modell Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit vor. Laut dem EU-Parlaments-Berichts gibt es in Schweden seit Einführung der Gesetze deutlich weniger Prostitution. Frankreich, Island, Norwegen und Irland folgen auch dem nordischen Modell. Hier machen sich Freier nur strafbar, wenn sie Zwangsprostituierte in Anspruch nehmen oder Prostituierte, die einen Zuhälter haben. Werbung für Prostitution oder die Kontaktaufnahme an öffentlichen Orten wie Straßen, Plätzen und Lokalen ist verboten.
Prostitution in verschiedenen EU-Ländern
Prostitution ist in Dänemark erlaubt und gesellschaftlich akzeptierter als in den anderen skandinavischen Ländern. In Deutschland ist Prostitution legal, wenn sie freiwillig und von volljährigen Personen ausgeübt wird, aber Freier machen sich strafbar, wenn sie eine Zwangsprostituierte buchen. Alle Prostituierten müssen ihre Tätigkeit anmelden und zu einem Informations- und Beratungsgespräch sowie zu regelmäßigen gesundheitlichen Beratungen gehen. Die allermeisten Prostituierten in Deutschland kommen aus dem Ausland, nur ein Bruchteil sei behördlich angemeldet, sagt Dorothee Bär, die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag.