Investoren im Dilemma
Investoren stehen vor der Herausforderung, die möglichen Auswirkungen von Donald Trumps möglicher Rückkehr ins Weiße Haus auf die Rallye der Schwellenländer-Anleihen zu bewerten, die während der Präsidentschaft von Joe Biden beobachtet wurde.
Tarife und deren Einfluss
Jeff Grills, Leiter für US-Kreuzanlagen und Schulden der Schwellenmärkte bei Aegon Asset Management, weist darauf hin, dass der Erfolg von Aktien oder Anleihen während Trumps zweiter Amtszeit teilweise davon abhängen könnte, wie aggressiv er bei der Einführung von Zöllen auf wichtige Volkswirtschaften vorgeht. Sollte Trump tatsächlich Zölle auf Importe aus Mexiko und China erheben, könnte dies laut Grills „sehr negativ“ für Aktien und relativ positiv für Anleihen sein. Im Gegensatz dazu könnte die Nutzung von Zöllen als Druckmittel für Handelsverhandlungen dazu führen, dass Aktien besser abschneiden als Dollar-Anleihen.
Marktentwicklung unter Biden
In den ersten drei Jahren von Bidens Präsidentschaft übertrafen die EM-Dollar-Anleihen die Aktien. In diesem Jahr sind beide jedoch nahezu gleichauf, wobei der Benchmark-Aktienindex 9 % und die Anleihen 8,4 % zurückbrachten – letztere jedoch mit nur der Hälfte der Volatilität. Risikobehaftete Hochzinsanleihen sind um 15 % gestiegen.
Aktuelle Trends und Divergenzen
Was als Nächstes passiert, könnte stark von Trump abhängen. Seit Anfang November haben sich Dollar-Anleihen und Aktien jedoch auseinanderentwickelt. Der MSCI EM Aktienindex ist um 3,7 % gefallen, während der Bloomberg-Index für EM-Dollar-Schulden auf einen weiteren Monat positiver Renditen zusteuert.
Rückgang der EM-Aktien
Die EM-Aktien starteten stark ins Jahr, unterstützt durch die Erwartung von Zinssenkungen der Federal Reserve und Konjunkturmaßnahmen aus China. Seit Anfang Oktober sind sie jedoch um fast 10 % gefallen, da Händler die Wahrscheinlichkeit neuer Zölle unter einer Trump-Administration einkalkulierten.
Bevorzugung von festverzinslichen Anlagen
Sylvia Jablonski, CEO von Defiance ETFs, erklärt, dass ein Jahr globaler Unruhen und wirtschaftlicher Unsicherheit zu einer Bevorzugung von festverzinslichen Anlagen geführt hat. Diese Tendenz zeigt sich in den Handelsströmen, die sich zugunsten von EM-Anleihen verschoben haben. Zudem bieten viele EM-Länder ansprechende Renditen, und die Erwartung von Zinssenkungen in den USA hat ebenfalls unterstützend gewirkt.
Konzentration im EM-Aktienindex
Ein weiterer Faktor, der die Aktien zurückhält, ist die hohe Konzentration des EM-Aktienindex. Länder wie China, Südkorea, Indien und Taiwan, die besonders anfällig für US-Zölle sind, machen 73 % des Index aus. Im Gegensatz dazu ist der Anleihenindex deutlich diversifizierter, wobei Chinas Gewichtung nur 10 % beträgt. Seit Trumps Sieg haben chinesische Aktien 8 % verloren, was den breiteren EM-Index belastet hat.