Kritik an der Überarbeitung von Klassikern

Die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke, bekannt für Werke wie „Tintenherz“ und „Die wilden Hühner“, äußert sich kritisch zu den Bestrebungen, rassistische Begriffe aus literarischen Klassikern zu entfernen. In einem Interview betont sie, dass solche Eingriffe in die Werke von Autoren, die aus ihrem historischen Kontext heraus geschrieben haben, problematisch sind.

Historischer Kontext und Humanismus

Funke verweist auf die Humanität von Autoren wie Astrid Lindgren, die trotz der Verwendung von veralteten Begriffen wie „Negerkönig“ in ihren Geschichten, als große Humanistin bekannt ist. Sie erklärt, dass die Verwendung solcher Begriffe im historischen Kontext zu verstehen sei und nicht als Ausdruck von Herzlosigkeit interpretiert werden sollte.

Vorworte als Lösung

Anstelle von Änderungen in den Texten plädiert Funke für die Verwendung von Vorworten, die die Problematik erläutern und den Lesern helfen, den historischen Hintergrund besser zu verstehen.

Zusammenarbeit mit Sensitivity Readern

Funke arbeitet zudem mit sogenannten Sensitivity Readern zusammen, die ihre Werke auf stereotype oder diskriminierende Darstellungen hin überprüfen. Sie sieht dies als eine wertvolle Möglichkeit, die Sensibilität in ihren Geschichten zu fördern, warnt jedoch davor, dass dies nicht dazu führen sollte, dass Autoren zu „politischen Saubermännern“ werden, die den Bezug zu den Geschichten verlieren.

Die Herausforderung des Geschichtenerzählens

Wenn Funke über Figuren aus anderen Kulturen oder mit dunkler Hautfarbe schreibt, beschreibt sie sich als „Gestaltwandler“. Sie betont, dass es wichtig ist, sich in die jeweiligen Figuren hineinzuversetzen, um authentische Geschichten erzählen zu können. Andernfalls, so Funke, würde sie nur über die Erfahrungen von 65-jährigen deutschen weißen Frauen schreiben, was sie als wenig spannend empfindet.

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