Umfrage unter Energie-ExpertInnen
Am 28. März 2025 haben über 500 Energie-ExpertInnen im Rahmen einer Umfrage ihre Meinungen zur zukünftigen Energiepolitik geäußert. Die Ergebnisse der Umfrage, die unter dem Titel „Klartext Koalitionsvertrag ENERGIE“ durchgeführt wurde, wurden den Verhandlungsteams der Koalitionsparteien übermittelt. Diese bieten wertvolle Einblicke in die Erwartungen und Prioritäten der Fachwelt.
Meinungen zur Kohle und Kernenergie
Im energiewirtschaftlichen Teil der Umfrage, der in Zusammenarbeit mit energate messenger durchgeführt wurde, spricht sich die Mehrheit der Befragten gegen eine Vorverlegung des Kohleausstiegs auf ein Datum vor 2030 aus. Eine Rückkehr zur Kernenergie wird ebenfalls abgelehnt. Die Fachleute betonen die Notwendigkeit staatlicher Förderungen für den Ausbau erneuerbarer Energien und fordern, dass private Investitionen stärker zur Finanzierung von Netzen und Infrastruktur herangezogen werden.
Handlungsbedarf im Gebäudesektor
Besonders im Bereich der Gebäudeenergieeffizienz besteht dringender Handlungsbedarf. Trotz erheblicher finanzieller Mittel in Förderprogramme werden die Klimaziele häufig nicht erreicht. Die Umfrage zeigt, dass 30 % der Befragten Förderungen und Anreize als die effektivsten Mittel zur Dekarbonisierung betrachten, während 15 % eine CO2-Bepreisung bevorzugen. Eine Mehrheit von 59 % lehnt jedoch eine kurzfristige Reform des Gebäudeenergiegesetzes ab.
Energiewende und Wirtschaftsstandort Deutschland
Die Energiewende wird von der Mehrheit der Fachwelt als positiver Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands angesehen. 88 % der Befragten sehen darin eine Chance für den Wirtschaftsstandort. Dennoch äußern 28 % Bedenken, dass die Umsetzung der Energiewende die deutsche Wirtschaft überfordern könnte. Um die Energiewende erfolgreich zu gestalten, sollten laut Umfrage die Bereiche Infrastruktur, Netzausbau, Regulierung, Bürokratie, Planungssicherheit sowie Forschung und Digitalisierung stärker in den Fokus der politischen Agenda rücken.
Soziale Aspekte der Energiewende
Die Berücksichtigung sozialer Aspekte wird von den ExpertInnen als unzureichend bewertet. Über 50 % der Teilnehmenden geben der sozialen Dimension der Energiewende eine Bewertung von 5 oder 6. Zudem fordern 80 %, dass Förderprogramme stärker an sozialen Kriterien ausgerichtet werden sollten. Auch im Bereich des Verbraucherschutzes sehen die Befragten dringenden Handlungsbedarf, um die Energiepreise bezahlbar zu halten.
Internationale Energie- und Klimapolitik
Die gegenwärtige geopolitische Situation hat die Bedeutung von Versorgungssicherheit und strategischer Unabhängigkeit in der Energiepolitik verstärkt. Die Umfrage verdeutlicht, dass nicht nur die Abhängigkeit von Russland, sondern auch andere internationale Faktoren in der Energie- und Klimapolitik berücksichtigt werden müssen.