Lautstarkes und farbenfrohes Zeichen für Toleranz und geschlechtliche Vielfalt
Beim Christopher Street Day in Berlin haben am Samstag hunderttausende Menschen ein lautstarkes und farbenfrohes Zeichen für Toleranz und geschlechtliche Vielfalt gesetzt. Die traditionsreiche Kundgebung verwandelte Berlins Innenstadt in eine Partyzone für Schwule, Lesben und andere queere Menschen. Verbunden war die Feier mit politischen Forderungen nach Engagement für eine offene Gesellschaft und gegen Hass und Ausgrenzung.
Politische Reden und Solidaritätsbekundungen für die Ukraine
Viele Solidaritätsbekundungen gab es für die Ukraine. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) wies in ihrer Begrüßungsansprache darauf hin, dass die Diskriminierung in Deutschland derzeit wieder zunehme. „Dagegen müssen wir uns alle wehren und auch gemeinsam dagegen aufstehen und Haltung zeigen“, forderte Bas. Berlins Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte in seiner Ansprache: „Berlin ist die Stadt der Vielfalt.“ Er kündigte an, dass sich das Land Berlin unter seiner Führung dafür einsetzen werde, ein Verbot der Diskriminierung wegen sexueller Identität ins Grundgesetz aufzunehmen. Die Rede des CDU-Politikers ging teilweise in lauten Buh-Rufen unter.
Hohe Teilnehmerzahl und friedlicher Verlauf
Ein Polizeisprecher sowie die Organisatoren sprachen am Abend von „mehreren hundertausend“ Teilnehmern, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Vorab hatten die Veranstalter mit etwa 500.000 Teilnehmern gerechnet – deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als rund 350.000 Menschen beim Christopher Street Day in Berlin mitmachten. Die Kundgebung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Be their voice and ours – für mehr Empathie und Solidarität“. Sie wurde zum 45. Mal in der Hauptstadt abgehalten. Die Berliner Polizei teilte in der Nacht zum Sonntag im Onlinedienst Twitter mit, bis auf „vereinzelte Festnahmen und Anzeigen“ sei der CSD friedlich zu Ende gegangen.
Politische Unterstützung und Kritik von der AfD
Am Vormittag hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vor dem Bundeskanzleramt die Regenbogenflagge gehisst, das internationale Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wünschte den Teilnehmern eine fröhliche Feier. „Vielfalt ist unsere Stärke“, schrieb er auf Twitter. Auch auf dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestags, wehte die Regenbogenflagge. Sie sei auch „Auftrag, dass politisch noch einiges für mehr Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung zu tun ist“, schrieb Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) auf Twitter – und fügte hinzu: „Liebe ist für alle da!“ Unterstützung für die Parade kam von allen Bundestagsfraktionen mit Ausnahme der AfD. Der AfD-Abgeordnete Martin Reichardt kritisierte auf Twitter, die Regenbogenflagge stehe „dafür, dass wir alten Männern in Röcken nicht mehr sagen dürfen, dass sie keine Frauen sind“.
Politische Kundgebung mit klaren Forderungen
Die Veranstalter wollen den CSD ausdrücklich als politische Kundgebung verstanden wissen. „Unser Forderungskatalog wird seinen Weg finden, die Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kommt nicht daran vorbei – wir sind hier nicht zum Spaß“, erklärte Patrick.