Kritik an Regierungsplänen
In Deutschland äußern Kassenärzte Bedenken gegenüber den Regierungsplänen zur Umverteilung von Honoraren von städtischen Gebieten in ländliche Regionen. Diese Maßnahme soll angeblich der drohenden Unterversorgung in strukturschwachen Gebieten entgegenwirken. Andreas Gassen, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), bezeichnete das Vorhaben als „Unfug“ und kritisierte die mangelnde Kenntnis über die tatsächlichen Bedürfnisse in der Bedarfsplanung.
Unterversorgung in Deutschland
Gassen stellte fest, dass von den insgesamt 5.000 Planungsbezirken in Deutschland lediglich 19 als unterversorgt gelten. In diesen Bezirken fehlt es vor allem an Fachärzten wie Kinder- und Jugendpsychiatern, Neurologen und Hautärzten. Die größten Lücken sind in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen zu finden. In den übrigen 4.981 Bezirken gibt es hingegen keine Unterversorgung.
Geplante Maßnahmen der Bundesregierung
Die Bundesregierung plant, einen Fairnessausgleich zwischen über- und unterversorgten Gebieten zu schaffen. Dies könnte durch eine Entbudgetierung von Fachärzten in unterversorgten Regionen geschehen. Zudem sind Zuschläge für diese Gebiete sowie Abschläge für überversorgte Gebiete vorgesehen. Gassen wies jedoch darauf hin, dass auch in städtischen Praxen der Kassenärzte oft mehr Patienten behandelt werden, als von den Kassen erstattet wird.
Entwicklung der Arztstellen
Die Anzahl der ausgeschriebenen Arztstellen ist seit dem Ende der Corona-Pandemie bundesweit gestiegen. Laut einer Analyse der Firma Index Research wurden im Jahr 2022 insgesamt 137.591 Stellen ausgeschrieben, während es 2023 bereits 161.229 waren. Für 2024 wird ein weiterer Anstieg auf 231.556 Stellen erwartet, was einem Zuwachs von 43,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Regionale Unterschiede
Trotz des Anstiegs gibt es jedoch signifikante regionale Unterschiede. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres ist die Zahl der ausgeschriebenen Arztstellen in drei Bundesländern gesunken. In Sachsen betrug der Rückgang 11,5 Prozent, in Nordrhein-Westfalen lag das Minus bei 14 Prozent und in Brandenburg sogar bei 15,7 Prozent.