Ortungssysteme ausgeschaltet
Ein pensionierter britischer Agent behauptet, die Routen russischer Schiffe vor dem Nord-Stream-Anschlag aufgespürt zu haben, obwohl ihre Ortungssysteme ausgeschaltet waren. Technisch waren sie wohl in der Lage, Unterwasseroperationen durchzuführen.
Indizien deuten auf Russland hin
Es mehren sich die Indizien, dass hinter dem Anschlag doch Russland stecken könnte. Bereits vor einigen Tagen wurde über Fotos berichtet, die die Anwesenheit russischer Schiffe vor dem Zeitpunkt der Pipelinedetonation zeigen sollen. Jetzt meldet sich in einer skandinavischen Dokumentation ein früherer britischer Agent zu Wort und behauptet, dass er vor rund einem Jahr in der Gegend um Bornholm die Anwesenheit russischer Schiffe dokumentieren konnte.
Geheime Mission
Offenbar sollte ihr Einsatz geheim bleiben, denn sie hatten ihre automatischen Identifikationssysteme ausgeschaltet. Der mittlerweile pensionierte Geheimdienstler will allerdings die Funkfrequenzen kennen, mit denen die Kapitäne ihre Positionen nach Russland melden. Eines der Schiffe, deren Position der frühere Agent beobachtet hat, ist die „Sibirjakow“, ein hydrografisches Forschungsschiff, das auch Unterwasseroperationen vornehmen kann und regelmäßig russische U-Boote begleitet. Zusammen mit einem weiteren Schiff habe sich „Sibirjakow“ in unmittelbarer Nähe des späteren Explosionsortes aufgehalten. Die geheime Mission der Boote begann nach Angaben des Ex-Geheimdienstlers am 6. Juni 2022.
Sabotage hinter dem Vorfall
Am 26. September 2022 hatten Explosionen die deutsch-russischen Gaspipelines am Grund der Ostsee beschädigt. Die insgesamt vier Explosionen rissen in den Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks Lecks in die Nord-Stream-Pipelines, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas. Nach den Angaben Schwedens steckt Sabotage hinter dem Vorfall. Demnach wurden Sprengstoffreste nachgewiesen.
Daten des Briten untermauert
Die dreiteilige Doku „Schattenkrieg“ ist eine Produktion der öffentlich-rechtlichen Sender Dänemarks, Schwedens, Norwegens und Finnlands. Auch der „Spiegel“, das ZDF, der Wiener „Standard“ und das Schweizer Redaktionsnetzwerk Tamedia konnten die Daten des Briten einsehen. „Seine Angaben ließen sich mithilfe von Satellitenbildern und weiteren Recherchen in wesentlichen Punkten untermauern“, schreibt etwa der „Spiegel“. Dem Blatt zufolge würden auch Fachleute die Erkenntnisse des Rentners für authentisch und wertvoll halten.
Früherer Agent als Rentner aktiv
Nach eigener Auskunft hat der frühere Agent Teile seines Berufslebens mit dem Abhören der russischen Ostseeflotte verbracht und macht nun als Rentner einfach weiter. Seine Quellen seien öffentlich zugänglich, man müsse nur wissen, wo man sie finden könne, so der Mann, dessen echter Name nicht genannt wird. Anhand der von ihm gesammelten Daten ließen sich teilweise Bewegungsprofile der Schiffe erstellen.