Gewerkschaftsforderungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei
Am Tag der Arbeit haben in Thüringen mehrere tausend Menschen für die Rechte von Beschäftigten, existenzsichernde Löhne, einen starken Sozialstaat und gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Gewerkschaften hatten zu 18 Veranstaltungen aufgerufen, unter anderem in Erfurt, Jena, Saalfeld und Gera. Der DGB Hessen-Thüringen teilte mit, dass landesweit 5100 Menschen dem Aufruf gefolgt seien.
Die Gewerkschaftsforderungen wurden in diesem Jahr von hoher Inflation und harten Tarifauseinandersetzungen in vielen Branchen bestimmt. Am Rande einer Demo gegen Rechtsextreme kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. In Gera kamen nach Polizeiangaben am Nachmittag rund 500 Menschen zu einer Demonstration gegen einen Aufzug des rechtsextremen Spektrums mit rund 700 Teilnehmern zusammen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, es kam zu Auseinandersetzungen.
Reden von Politikern und Gewerkschaftsfunktionären
Bei der DGB-Kundgebung in Gera hatte sich Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zuvor gegen die Möglichkeit für Betriebe ausgesprochen, trotz fehlender Tarifbindung Arbeitgeberverbänden beizutreten. Er forderte die Wiedereinführung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen, die nur durch „starke Gewerkschaften“ entstünden. In Saalfeld forderte die stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Renate Sternatz, dass die Krise nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden dürfe. Sie erklärte, dass Gewerkschaften für einen starken Sozialstaat und eine leistungsfähige öffentliche Daseinsvorsorge streiten und forderte die Wiedereinführung der Vermögensteuer.
Thema „Ungebrochen solidarisch“
Die Veranstaltungen des DGB standen in diesem Jahr unter dem Motto „Ungebrochen solidarisch“. Ramelow erinnerte an den Kampf für den Acht-Stunden-Tag im 19. Jahrhundert und betonte, dass die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche heute nicht mehr unvorstellbar sei. Beim Aufmarsch des rechten Spektrums waren unter anderem Russlandfahnen zu sehen, ein Plakat richtete sich gegen öffentlich-rechtliche Medien. Nach Beobachtung eines dpa-Reporters lief auch ein AfD-Landtagsabgeordneter in dem Zug mit.
Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und Polizei
Der Zug der Gegendemonstranten habe zwischenzeitlich gestoppt werden müssen, um ein direktes Aufeinandertreffen beider Lager zu verhindern, sagte eine Sprecherin der Polizei. Es habe einen Durchbruchsversuch von Gegendemonstranten gegeben. Dabei hätten Einsatzkräfte Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt, teilte die Polizei am späten Montagabend mit. Ein Beamter wurde den Angaben nach verletzt.