In Bangladesch überlagern sich derzeit drei schwere Krisen: der Klimawandel, eine lähmende Wirtschaftskrise und riesige Flüchtlingslager, in denen sich Hunderttausende Rohingya-Flüchtlinge drängen. Das Land mit seinen rund 170 Millionen Einwohnern gilt als eines der am stärksten von den Folgen der Klimakrise bedrohten Länder. Jedes Jahr verschärfen Katastrophen die Armut, indem sie Menschen vertreiben, Ernten vernichten und Infrastruktur zerstören. Die größte Gefahr geht von Überschwemmungen aus, die durch den Klimawandel verursacht werden. Die Folge sind Rekordfluten wie im Juni 2022, als die Wassermassen über 7,2 Millionen Menschen im Nordosten Bangladeschs hereinbrachen.
Klimakrise
Der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Bangladesch, Enamul Haque, erklärt, dass Überschwemmungen, Wirbelstürme und Dürren in Bangladesch als Folge des Klimawandels immer häufiger und heftiger werden. Die Bevölkerung in den Küstenregionen wird durch den steigenden Meeresspiegel und Sturmfluten bedroht, was bereits zur Versalzung der Böden führt. Der Klimawandel zerstört die Lebensgrundlage der Menschen und führt zur Klimaflucht. Unzählige Familien ziehen aufgrund von Überschwemmungen und Erosion der Flussufer in die Slums der Städte.
Wirtschaftskrise
Zusätzlich zur Klimakrise nimmt die Armut in Bangladesch auch wegen einer schweren Wirtschaftskrise zu. Die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges haben das Land getroffen, das stark von Öl- und Gasimporten abhängig ist. Die Inflation macht Grundnahrungsmittel immer teurer, weshalb Haushalte mit niedrigem bis unterem mittlerem Einkommen besonders leiden. Familien kämpfen, um über die Runden zu kommen, und viele Kinder sind deshalb von Kinderarbeit und Schulabbruch bedroht.
Flüchtlingskrise der Rohingya
Die Flüchtlingskrise der Rohingya ist eine weitere Krise, mit der Bangladesch zu kämpfen hat. Im Jahr 2017 eskalierte die Gewalt im Nachbarland Myanmar, woraufhin Hunderttausende Rohingya-Flüchtlinge nach Bangladesch flohen. Die Flüchtlingslager sind überfüllt und die Bedingungen sind katastrophal. Die Rohingya-Flüchtlinge sind in Bangladesch nicht willkommen und haben keine Perspektive auf eine Rückkehr nach Myanmar.
Enamul Haque, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Bangladesch, appelliert an eine größere internationale Aufmerksamkeit und eine stärkere Solidarität, um diese Probleme anzugehen.