Intransparente Mittelverwendung beim Berliner CSD
Innerhalb des Berliner CSD e.V. wird der Vorwurf erhoben, dass die Mittelverwendung durch den Vorstand intransparent sei. Der Medienanwalt des Führungsgremiums weist diese Vorwürfe jedoch zurück. Laut dem aktuellen Tätigkeitsbericht des Vereins aus dem Jahr 2022, der der Redaktion rbb24-Recherche vorliegt, hat die Arbeit des Vereins einen Überschuss von rund 225.000 EUR erwirtschaftet. Kritiker bemängeln, dass unklar sei, wofür dieses Geld verwendet wird. Sie hatten dem Vorstand einen Fragenkatalog vorgelegt, der bisher unbeantwortet geblieben ist. Der Vorstand gibt an, dass Angebote gemacht wurden, um die Fragen zu beantworten, die Kritiker jedoch das vorgeschlagene Gesprächsformat abgelehnt haben.
Verwendung der Gelder für Demonstrationen und Schutzräume
Der Vorstand verweist darauf, dass auf der Mitgliederversammlung des vergangenen Jahres die Absicht geäußert wurde, das Geld für die Sicherstellung von Demonstrationen und Schutzräumen für die queere Community zu verwenden. Zudem sollen Arbeitsplätze geschaffen und faire Honorare bezahlt werden. Die Kritiker bezweifeln, dass das Geld tatsächlich für diese Zwecke verwendet wurde und fordern erneut Antworten auf der bevorstehenden Mitgliederversammlung, die morgen Abend (Dienstag, 19.9.23) stattfindet.
Hohe Kosten für Showtrucks und Teilnahmegebühren
Einige Teilnehmer geben an, dass der CSD mittlerweile so teuer geworden ist, dass sie ohne Sponsoren nicht mehr daran teilnehmen können. Dies liegt vor allem an den hohen Kosten für die Showtrucks, mit denen viele Teilnehmer ihre politischen Botschaften präsentieren. Der Berliner CSD verlangt dafür Anmeldegebühren in Form von Fahrzeugumlagen. Die Teilnahme für kommerzielle Unternehmen ohne eigenes LGBTIQ*-Netzwerk kann bis zu 10.000 Euro kosten. Laut Recherchen des rbb werden in Berlin deutschlandweit die höchsten Teilnahmegebühren verlangt. Der CSD-Vorstand weist darauf hin, dass interessierte Gruppen ihre politischen Botschaften auch ohne Truck, beispielsweise mit einer Fußgruppe, vermitteln könnten. Allerdings seien politische Botschaften ohne Truck weniger sichtbar, beklagen gerade kleinere und gemeinnützige Vereine.
Kritik an Vorstandsmitglied mit Verbindung zum CSD
Kurz vor dem Christopher Street Day 2023 gab es erstmals Kritik daran, dass ein Mitglied des Vorstands hauptberuflich Tätigkeiten ausübt, die indirekt mit dem CSD zusammenhängen. Seine Agentur vermarktet seit zehn Jahren Show-Trucks, insbesondere für den Berliner CSD. Der Medienanwalt des Vorstands gibt jedoch an, dass diese Tätigkeit bei der Vorstandswahl allgemein bekannt war. Der CSD-Vorstand ist gegen die Berichterstattung darüber juristisch vorgegangen und hat einstweilige Verfügungen erwirkt.
Forderung nach Gründung einer eigenen GmbH
Die Mitgliedergruppe, die die Kommerzialisierung des CSD kritisiert, fordert nun die Gründung einer eigenen GmbH, die sich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten kümmert. Dadurch könnten die politische Arbeit des ehrenamtlichen Vorstands und die wirtschaftlichen Belange getrennt werden.