Habecks Shootingstar-Image bröckelt
Robert Habeck galt lange als der Shootingstar der deutschen Politik. Doch in letzter Zeit bröckelt dieses Image. Entscheidende Gesetzgebungsmaßnahmen erscheinen wenig durchdacht und über die Kostendimension wird leichtfertig hinweggesehen. Zusätzlich sieht sich Habeck in den Fängen eines eindeutig amtswidrigen Verhaltens seines Staatssekretärs Patrick Graichen gefangen.
Parallele zu Willy Brandt
Jenseits der aktuellen Umstände und Vorfälle lohnt es sich, in der deutschen Politik nach einer Parallele zu suchen, um die Ursachen der aktuellen Habeck-Krise aufzuspüren. Die Londoner Times charakterisierte bereits 1958 Willy Brandt, den damaligen Berliner Bürgermeister und späteren Kanzlerkandidaten der SPD. Wie Habeck, war Brandt ein Mann des persönlichen Charmes und der Macht des Wortes. Er arbeitete lange als Journalist und schrieb Bücher, so wie Habeck. Brandt war ein Visionär, der es hervorragend verstand, Politik in Geschichten zu verpacken und Symbole zu setzen.
Gemeinsamkeiten zwischen Habeck und Brandt
Ebenso wie Habeck war Brandt ein Mann des Nordens. Er kam aus Lübeck, war in Schweden im Asyl und sprach schwedisch – so wie Habeck die dänische Sprache beherrscht. Brandt war die perfekte Besetzung für den Job des Bundeskanzlers in den späten 1960er Jahren. Seine Politikstil prägte das Land und bescherte der SPD schließlich 1972 das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte.
Brandts politische Projekte
Das Land war erstarrt, in den Schulen hingen noch die Landkarten mit den Grenzen von 1937, der Osten mit Erklärungen versehen („unter sowjetischer Verwaltung“ und „unter polnischer Verwaltung“). Die Realitäten anerkennen, Versöhnung mit Osteuropa und Russland betreiben, mehr Demokratie wagen – das waren die visionären Projekte des Bundeskanzlers Willy Brandt. Und keiner hätte es besser gekonnt als er.
Brandts Erfolg
Brandt war ein Glücksfall für das Deutschland der späten 1960er Jahre. Seine Politikstil prägte das Land und bescherte der SPD schließlich 1972 das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte. Doch schon im Dezember 1973 verkündete der Spiegel in einer Titelgeschichte „Das Monument“.