Polen benennt Kaliningrad um

Die polnische Regierung hat beschlossen, die russische Exklave Kaliningrad in Zukunft Królewiec zu nennen. Der aktuelle Name sei aufgrund der Verbindung des Namensgebers Michail Kalinin zum Massaker von Katyn unhaltbar. Im offiziellen polnischen Sprachgebrauch und auf Karten soll das Gebiet nach einer Empfehlung einer Benennungskommission ab sofort nur noch Krolewiec heißen, teilte die Regierung in Warschau mit.

Einwohner reagieren spöttisch

Die Einwohner der russischen Exklave reagieren spöttisch auf den Vorstoß der polnischen Regierung. Russland bestellte derweil wegen eines anderen Streits den polnischen Geschäftsträger in Moskau ein. „Wir wollen keine Russifizierung in Polen, daher haben wir beschlossen, Kaliningrad und seine Region in unserer eigenen Sprache zu nennen“, erklärte Entwicklungsminister Waldemar Buda.

Ursprung des Namens

Die 1255 vom Deutschen Ritterorden gegründete Stadt Kaliningrad wurde Mitte des 15. Jahrhunderts die Hauptstadt des Ordens, dann nacheinander die des Herzogtums, des Königreichs und des Freistaats Preußen. Der ursprüngliche Name Conigsberg zu Ehren des böhmischen Königs Ottokar II. entwickelte sich zu Königsberg auf Deutsch und Krolewiec auf Polnisch. Nach der Einnahme der Stadt durch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erhielt sie 1946 den Namen Kaliningrad in Erinnerung an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Kalinin.

Verwerfungen im polnisch-russischen Verhältnis

Die Benennung der Stadt nach Kalinin, der für die Entscheidung über die Massenhinrichtung polnischer Beamter in Katyn im Jahr 1940 mitverantwortlich war, löst in Polen negative Emotionen aus. Russland wollte das Massaker noch bis in die 1990er Jahre nicht eingestehen. Die Verwerfungen im polnisch-russischen Verhältnis äußerten sich am Mittwoch auch in der Einbestellung des polnischen Geschäftsträgers in Moskau. Damit reagierte das russische Außenministerium darauf, dass der russische Botschafter in Warschau am Dienstag von pro-ukrainischen Aktivisten daran gehindert worden war, am sowjetischen Ehrenmal anlässlich des Gedenktags zum Ende des Zweiten Weltkriegs Blumen niederzulegen.

Kreml-Sprecher missbilligt die Änderung

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow missbilligte die Änderung und sagte, es grenze „an Wahnsinn“, was in Polen passiere. „Es bringt Polen nichts Gutes. Das sind nicht nur unfreundliche Aktionen: Es sind feindselige Aktionen“, sagte er.

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